Rückenformen: Der ansteigende Rücken

Rückenformen einfach erklärt.

Eine ansteigende Rückenlinie kann bei Jungpferden physiologisch sein. Bedingt durch ungleichmässiges Wachstum kann es vorkommen, dass die Hinterhand durchaus mal höher ist als die Vorderhand. Dies sollte sich jedoch bis bis zum 6. Lebensjahr austariert haben.

Bei ausgewachsenen Pferden besteht bei einer ansteigenden Rückenlinie immer Handlungsbedarf. - Die Gründe, warum die Wirbelsäule gegen hinten ansteigen kann, sind meist muskulär bedingt.

• Schwach ausgeprägter Rumpfträger (Musculus serratus ventralis) Der M. serratus ventralis hat seinen Ursprung auf der Innenseite des Schulterblattes und läuft unter anderem an die vorderen Rippen (thoracaler Teil). Die Hauptaufgabe dieses Muskels besteht darin, den Pferderumpf zu tragen. Ein gut ausgeprägter Rumpfträger ist in der Lage den Brustkorb des Pferdes anzuheben. Wenn dieser Muskel jedoch ungenügend ausgebildet/ zu schwach ist, sinkt die Brustwirbelsäule (und damit auch der Widerrist) ab, was zu einer aufsteigenden Rückenlinie führt. Dies ist insofern problematisch, als dass der M. serratus ventralis auch als Stossdämpfer für die Vordergliedmassen fungiert. Ein schwacher Rumpfträger fängt deshalb weniger Gewicht ab und leitet den Druck mehr auf die Vordergliedmassen, als dies ein trainierter Muskel tun würde. Dies kann in der Folge zu Sehenschäden an der Vorhand führen.

• Zu starke Bauchmuskeln (Musculus rectus abdominis) Auch zu starke Bauchmuskeln können den Rücken so verändern, dass er gegen hinten höher wird. Der gerade Bauchmuskel beispielsweise hat seinen Ansatz unten am Schambein. Durch den Zug den die zu starken und damit verkürzten Bauchmuskeln ausüben, wird einerseits das Becken gekippt, was sich visuell in einer schrägen Kruppe zeigt und andererseits der Rücken im hinteren Bereich angehoben und unter Umständen sogar die Lendenwirbelsäule in Flexion gebracht (Karpfenrücken). Im Extremfall (häufig bei Rennpferden u.ä.) wölbt sich sogar die ganze Bauchlinie nach oben. Dies bewirkt eine Art "Kompression" der Verdauungsorgane was wiederum das Risiko für Koliken erhöht.

• Steile Winkelung der Hintergliedmasse Wenn Hüft-/ Knie-/ und Sprunggelenk in einem grösseren Winkel stehen (als die Sollmasse dies vorgeben), zieht diese Stellungsabweichung die ganze Gliedmasse in die Länge, was auch eine ansteigende Rückenlinie verursacht. Die Winkel werden vergrössert, wenn beispielsweise zu viel versammelnd trainiert wird. Durch ein Übertraining verkürzen sich die Hosenmuskeln was dazu führt, dass die besagten Gelenke etwas in Streckung geraten. Diese Abweichung vom Sollzustand bewirkt am Sprungelenk, dass der Kraftvektor vom Unterschenkel nicht schräg auf das Sprungelenk trifft (in Richtung Fersenbeinhöcker), sondern eher von oben auf die Vorderseite des Gelenkes. Diese veränderte und unnatürliche Kompression der vorderen Gelenksreihen des Sprunggelenks kann in in der Folge zu Spat führen - eine irreversible Gelenksarthrose.

Die Ursachen für eine aufsteigende Rückenlinie sind - wie oben ausgeführt - vielfaltig. Doch ausser beim Jungpferd, besteht bei dieser Rückenform von Seiten Besitzer immer Handlungsbedarf um langfristig Schaden zu verhindern. Je nach Ursache ist es notwendig das Training und/oder die Haltung zu hinterfragen und ggf. - zum Wohle des Pferdes - zu ändern.